Azoren - Pico - August 2012 - Cordula & Ines – E-Mail - Reisebericht

Samstag 4.8.12

Nachdem wir uns erfolgreich um drei (morgens) aus den Betten gequält haben, erreichen wir auch nach nur kurzen Umwegen (blöde Baustellenausfahrt) den Münchner Flughafen, wo wir nach geringfügigem Schlangestehen auch einchecken und fast pünktlich um viertel nach sechs nach Lissabon fliegen. Unterwegs gibt es tote Sandwiches und Kampfcroissants. Der dortige Flughafen sieht aus wie alle. Wir langweilen uns 2 h lang, um dann 1/2 h verspätet nach Pico zu starten. Vom Portugiesisch versteht man außer gelegentlich ein paar Zahlen kein Wort. Klingt wie der Soundtrack zu einem fernöstlichen Haudrauffilm mit wilden Schlangen. Unterwegs gibt es grausliche dreifach-Sandwiches mit Lachs und Bittersalat, bei denen das Brot wie Knäcke aussieht, aber total lasch ist. Wir spülen das Zeug mit einem Nachtisch aus geschmolzener Luftschokolade, Schokorosinen und Dinkel-Biscotti herunter.

In Pico erwartet uns erstmal die totale Schwüle, dann ein freies wifi am Flughafen (was auch funktioniert, im Gegensatz zu Lissabon) und unser Abholer von Pico Sport. Der fährt uns auch gleich zum Geschäft, wo wir die Papiere ausfüllen dürfen, dass wir auf eigene Gefahr mit den Delfinen schwimmen wollen. Morgen um 3/4 9 sollen wir da sein zur ersten Fahrt! Danach fährt er uns zur Pension (n 38 32.092 w 28 31.601), nicht ohne uns vorher ausführlich den Ort zu zeigen, bis wir die Orientierung verlieren. Unser Zimmer ist klein aber ordentlich. Es gibt zwei Bäder für die maximal 10 Personen. Fast wie Vorauf.

Wir leeren unsere Koffer und begeben uns auf Entdeckungstour. Zuerst zum Supermarkt (n 31.967 w 31.589), wo wir uns mit Wasser eindecken und auch Milch, Brot und Käse mitnehmen. Das Zeug werfen wir ins Zimmer bzw den Kühlschrank, dann geht es mit Schwimmzeug zu Pico Sport, damit wir morgen früh da auch hinfinden (n 32.101 w 31.747). Dort empfängt uns ein junger Mann, der uns für unsere Idee lobt, das Schnorcheln erst auszuprobieren. Unser (älterer) Abholer empfiehlt uns noch die Badeplattform am Hafen, denn die, wo auch das gekachelte Becken ist, wäre zu flach. Dann folgen wir dem jungen ins Hinterkabäuschen, wo er unsere Ausrüstung begutachtet. Mit Aldi- und Regenwald- Flossen, Brillen und Schnorcheln ist er ziemlich zufrieden, aber dann müssen wir unsere Taucherbrillen gegen Anlaufen mit Zahnpasta einreiben!!! Während sie marinieren, kriegen wir noch gute Ratschläge zum Schwimmen ("es gibt jedes Jahr mehr Unfälle mit Delfinen als mit Haien", nämlich 1500 gegen 50 :/) und lässt uns (gegen Bezahlung) unsere Silikonkopfhalteriemen gegen welche aus Neopren tauschen ("das tut nicht so weh"). Nach erfolgreichem Entputzen der Brillen (wie soll man das Zeug aus den Rillen kriegen??), machen wir Weicheier uns auf zur Schwimmbeckenbadestelle (n 32.015 w 32.046). Zu unserem Entsetzen ist sie voller Leute! Glücklicherweise fast nur Portugiesen. Wir setzen uns also in den Beckenrandbereich und montieren das Schwimmzeug an uns. Das Wasser ist ganz schön frisch, 22°! Ines fällt erstmal den unsichtbaren Absatz ins Tiefe hinunter, schluckt (Meer)wasser und schimpft wie ein Rohrspatz, aber dann geht es nach ein paar Unter- und Überwasserfotos so gut, dass wir uns gleich ins vorgelagerte felsige Wellenbecken trauen. Trübe Brühe. Oben Federn und namenloser Unrat, unten Fische zwischen 5 und 40 cm und Krabben in allen Stadien der Verwesung. Mf. Aber Fotos muss ich machen. Irgendwann schwimme ich durch ein Felsenfenster weiter raus; dort hat es schöne Brecher. Auf einmal bemerkt mich der Atlantik und erhöht die Brecher; bis ich durch den Schnorchel Wasser schlucke. Habe ich schon mal gesagt, dass ich Fischsuppe nicht mag? Das sei hiermit offiziell festgehalten. Auf der Flucht zurück in die Bucht packt mich dann eine Welle und schrammt mich über einen der Lavafelsen. Verdammt, au! Noch ein bisschen Fische fotofieren, dann langt es mir. Ines ist auch wieder neben mir und sie findet die Felsen auch nicht toll. Sie geht dann ins Kachelbad, Jungs aufreißen (versuchen), während ich das Schnorchelzeug und mich unter der Frischwasserdusche auswasche und dann meine Wunden lecke; der rechte Oberschenkel lockt nämlich schon Haie an. Während ich noch überlege, ob die Pharmacia mir jetzt noch ein Antiseptikum verkauft, kommt die Blutung mit Spucke zum Stillstand. So, nächstes Problem: die Sonne scheint inzwischen und ich bin kaum eingecremt. Erstmal unterm Handtuch verstecken. Wo bleibt bloß Ines? Neben uns kommt die Nachbarsfamilie mit Eis an und ich kriege Hunger. Ich suche ein paar Euronen zusammen und locke Ines mit der Aussicht auf Futter aus dem Pool. Dann spazieren wir heim, wo Ines beim Duschen das Bad unter Wasser setzt (Vorhang nicht dicht). Jetzt (19 Uhr Ortszeit; daheim ist es 2 h später) ist es Zeit für etwas Festes hinter die Kiemen. Wir werden unser Brot schlachten :P und später _vielleicht_ noch mal spazieren gehen. Oder auch nicht. Aufwischen hat mir grad schon gelangt ... die andere Dusche ist auch nass und jetzt kommen andere Gäste heim und wollen duschen o.O

Nachtrag: die Nacht war schwül und mückenhaltig. Ich habe zwar nur eine einzige vernommen, aber Ines hat die ganze Nacht um sich geschlagen. Und vor unserem Zimmer steht eine Straßenlaterne. Zum Luftreinlassen blieben die Vorhänge auf ... Das Bett ist aber bequem und die Zudecke genau richtig dünn. Dann wollen wir jetzt mal unsere Müslis frühstücken und dann sehen wir schon, ob die Fische auch was davon bekommen.

Sonntag 5.8.12

Heute morgen um eigentlich 07:30 Aufstehen angesagt wegen 1. Fahrt zu den Delphinen, aber bis kurz vor 8 liegen geblieben. Schnell frühstücken und dann zum Treffpunkt gehen. Abfahrt mit nem tollen Motorschlauchboot das auf Wellen springt um etwa halb zehn. Fahrt bis zu den Delphinen ca 30-35 min. Bis die ersten Taucher rein gehen nochmal ungefähr 10 min. Zuerst Liv und Mutter, als 2. dann Cordula und ne andere Frau, dann ich mit dem Mann von der Frau. Im Wasser keine Delphine zu sehen, dafür ist das Wasser ganz schön und blau und die Oberfläche glitzert ganz super, wenn man von unten hochtaucht, aber die Unterwasserkamera hat leider Cordula. Nach n bissl Salzwasser schlucken wieder ins Boot hoch. Anfangs sah das Raufkommen schwierig aus, ging dann aber doch ganz leicht. Nach ner Weile schaukeln und seitwärts Rausschaun ist nem Kleinen (6) und mir leicht übel, aber Cordulas Tabletten helfen doch, auch wenn ich keine Tabletten mag.

Nachdem wir wieder da waren, sind Liv & Familie noch mit zum Pool, wo wir uns dann erstmal ein Eis genehmigt haben. Danach sind Liv und ich noch ne Runde ins Wasser und haben uns später einen Hotdog gegönnt. Cordula und ich sind dann noch spontan zum Supermarkt gegangen und haben Obst, Kekse und neues Brot gekauft. So ein ähnliches wie gestern - auf dem Cordula eine Paprikamarmelade probiert hat, die jemand dagelassen hat und dann, weils so scharf war, brennend Gurken gefuttert hat - und haben uns dann daheim jeder eine Karotte, Milchtee und Kekse gegönnt. Im Zimmer hab ich eben die dumme Stechmücke von letzter Nacht erschlagen (Cordula meint das ist erwähnenswert ;)). Nach Schreib-, fb und Schnarchpause um 7 zu kleinem Abendspaziergang aufgebrochen. Mal schnell zum Geocache an der Mühle (2,3 km Luftlinie). Sehr schönes Abendlicht aber der Weg zieht sich und die Autos sind aggressiv. Nach dem Cache zum Meer runtergelaufen und dort noch die Lavaergüsse bewandert. Steinmännchen hinterlassen und auf der Mauer (ohne Autos ^^) Richtung heimwärts gelaufen.

Auf halbem Weg unsere Delfinmitfahrer getroffen, die uns vom Restaurant mit dem Anker vorschwärmen. Dort eingekehrt und lecker Steak (mit Sahnesoße, ich) und Tunfisch (mit Chilipanade und Chilisoße, Cordula xD) gegessen. Für Nachspeise waren wir zu satt. Gut dass es dann noch ein km bis nach Hause war. Ich hab toll Sonnenbrand mit Streifen und im Zimmer summt ne neue Mücke :((

Montag 6.8.

Aufgewacht mit Quälauge: links entzündetes Gerstenkorn oder so. Egal, Berberil drauf.

Ansonsten same procedure as yesterday. Heute allerdings im anderen (volleren) Boot mit zwei Längssitzreihen. Viel bequemer aber eng. Der Pico ist heute frei - tatsächlich, die Insel hat nen Berg. Draußen sehen wir zuerst größere Stumpf-(oder war das Rund) nasendelfine und später noch Fleckendelfine. Diese spielen etwas mit dem Boot: schwimmen nebenher und kreuzen vorne in netten Formationen. Aber von uns Menschengestalten halten sie ebensowenig wie die anderen und hauen ab, wenn wer ins Wasser geht. Ines ist nach dem ersten Schwumm wieder übel (trotz Tablette, aber vlt war Einnahme zum Frühstück ungünstig), einer Italienerin gehts aber noch viel schlechter. Langsam zieht es zu; so nass im Wind ist es doch etwas kühl. Aber immerhin habe ich diesmal beide Male Delfine unter Wasser gesehen und auch fotografiert. Jetzt täts eigentlich reichen mit "Schwimmen mit Delfinen", die wollen das doch eh nicht und die kurze Zeit im Wasser ist eine ziemliche Hetze. Dafür ist die An- und Abfahrt lang und anstrengend (Schläge von unten ins Kreuz!).

Wieder zurück, sagt die Liv-Familie, dass sie heute nicht mehr raus wollen; zu anstrengend für den Kleinen. Ja, der hat Ringe unter den Augen.

Dann wird es nix mit unserem Plan, statt mit lieber ohne Delfine und dafür richtig zu schnorcheln. Zum Ausgleich dürfen wir um vier gleich wieder zu einer Delfinausfahrt antreten, wegen der schlechten Wettervorhersage für Die bis Do: bis zu 3m hohe Wellen (au!). Das artet ja in Stress aus. Schnell heim und abduschen, das Salz juckt, dann was zum Futtern kochen (Tütenschinkennudeln aufgepeppt mit azoranischem Käse und Gurken; Kiwi für die Vitamine und Kekse fürs Naturneopren) und futtern. Schon ist es mit ein bisschen internetten wieder Zeit zum Aufbruch!

Pünktlich um 4 bei Pico Sport stehen wir allein in der Gegend rum, bis jemand dem Schweizer Mitstreiter sagt, dass die Fahrt mangels Delfinen ausfällt. Na toll. Andererseits isses uns recht, denn es ist schon sehr anstrengend. Der Schweizer gibt uns den Tipp, dass nördlich von Madalena,10 min weg, eine Badebucht (mit Duschen, Umkleiden und Kiosk) wäre. Dann gehen wir halt da hin.

Die reichlich zehn Minuten hindurch auf dem Weg zur Lagune laufen wir durch Hafen- und Industriegebiete. Irgendwann weichen die Baukräne und Betonklötze aber doch einer hellen, freundlichen Wohngegend. Wir folgen der Straße an ein paar schönen, schattigen Sitzplätzen mit Meerblick vorbei. Am Ende ist dann endlich das Schwimmbad, wellenbrechende Felsen im Halbkreis, wo Cordula und ich unsere Sachen auf der Betonplattform abstellen. Cordula schickt mich vor, damit ich schaue ob Felsen im Wasser sind, weil sie gerne wissen möchte ob sie Schuhe braucht. Ich aber erfriere auf den Stufen. Himmel, das ist ja affig kalt. Cordula wird das Warten irgendwann zu dumm und sie geht einfach ohne Schuhe ganz cool ins Wasser. Nach einer Weile folge ich ihr dann doch und zusammen erkunden wir die Fische und die Felsformationen. Als uns kalt wird und wir alles gesehen haben, gehen wir wieder raus, setzen uns auf die Handtücher und gönnen uns ein feines Eis. Ein paar Jungs fangen einen Fisch, lassen ihn aber wieder frei, nachdem ihre Mutter ihn begutachtet hat. Allmählich ziehen Wolken auf und es donnert, also beschließen wir, uns auf den Heimweg zu machen. Auf dem Hauptplatz treffen wir zwei aus unserer Ausflugsgruppe, Heide und Jürgen, die uns Tipps für Restaurants und Museen geben.

Wieder daheim lese ich ein bisschen und Cordula schaut ihre Fotos und Filme aus der Lagune an. Irgendwann schlafen wir beide fast ein und Cordula wacht erst auf, als ein Typ, der sich im Bad eingesperrt hat, an die Tür hämmert und raus will. Als sie ihn gerettet hat, machen wir uns erstmal was zu futtern - es ist schon nach acht. Den Mangel an Brot ergänzen wir mit einem Überfluss an Keksen.

Nach dem Essen will Cordula den Bericht fertig machen, löscht aber erfolgreich den Text. Während sie im Bad war, hab ich dann die Mail gemacht, weil sie so frustriert war. Jetzt geh ich dann auch ins Bad und dann schlafen. Also ihr, gutes Nächtchen.

Nachtrag: in beiden Bädern wieder Überschwemmung. Wir warens nicht. Sie sollten ein Schild aufhängen: "Dear guest. when you cause a flood in the bathroom then remove it again. Mops are on the terrace. It is not our fault that you blow water over the low curtain which does not cling to the walls anyway."

Dienstag 7.8.

Heute hat Ines sich bewährt. Volles Lob und volle Punkte. Aber von Anfang an:

9 Uhr bei Pico Sport. Regen naht. Die Tauchtouren werden abgesagt, unsere steht auf der Kippe. Aber wir fahren, und zwar auf die windgeschützte Nordseite der Insel. wieder mit den Schweizern und noch mehr Schweizern. Unsere Guide ist auch Schweizerin. Ist ja fast wie in Finnland hier (2005). Die Fahrt lässt sich ganz gemütlich an, die Wellen kommen von hinten und unser Boot, wieder eines mit zwei Sitzbänken, aber nicht sehr gepolsterten, reckt die Nase in die Luft, obwohl wir langsam sind. Da auch die Bilgenpumpe nicht funktioniert, schätzen wir schonmal ab, wie weit es bis zum Ufer ist und ob wir so weit schwimmen können. Aber anscheinend fahren wir wegen Delfinausschau absichtlich so langsam. Wir sehen sogar ein Flugzeug landen!

Nach einer Weile vergeblichem Kreiseln (kein Delfin in Sicht, nur Möven) steuert unser Skipper das Ufer bei São Roque an. Dort dürfen wir statt dessen schnorcheln. Ich freue mich wie ein Schnitzel, aber Ines ist heute kalt und sie bleibt lieber an Bord. Die Bucht ist herrlich: an den Uferfelsen knabbern viele kleine Fische und rote Riesenseesterne sitzen drin, und davor sind große rosaweiße Felsbrocken, die mit Seeigeln übersät sind. Dazwischen immer wieder Fischschulen. Kleine silbrige schwimmen immer neben mir her; süß. Auch bunte fische gibt es, gestreifte und größere rötliche mit Kussmund. Als ich mich sattgesehen habe und zum Boot schwimme, bin ich die letzte im Wasser. Unterwegs begegnen mir noch ein paar Feuerquallen mit zwar kleinem Kopf, weniger als 10 cm, aber dafür halbmeterlangen Nesselfäden. Ich halte Abstand.

Der Skipper fährt noch ein Stück weiter nach Osten (da wäre noch eine tolle Höhle gewesen, hören wir später, aber der Ufersog war zu stark), dreht dann aber um und saust los zurück Richtung Madalena. Zunächst macht das Wellenhüpfen noch Spaß, alle schreien und quietschen begeistert wie in der Achterbahn. Ich finde manche Schläge aber gemein hart und freue mich nur an den gleitenden Talfahrten. Als wir nicht mehr weit vom Westzipfel entfernt sind, setzt auch noch Seitenströmung ein. Jetzt wirds 3D ... Abwechselnd klemme ich mich mit den Beinen fest und gehe in Abfahrtshaltung, aber etliche Sprünge schlagen doch durchaus schmerzhaft durch. Ines hat es mit ihren kürzeren Beinen leichter, sie kann sich praktisch hinstellen und abfedern. Auf einmal kommt ein riesiges Loch, es tut einen Wahnsinnsschlag und mir bricht der Rücken. Also natürlich nicht wirklich (Anmerkung später: von wegen. Schon wirklich!), aber irgendwas geht kaputt und ich klappe vor Schmerz zusammen. Immerhin bemerkt es der Skipper und verlangsamt. Aaauuu ich kann nicht atmen. Christa, unser Guide, kommt vorgestürzt, und auch die Mitfahrer wollen sofort helfen. Ich kann kaum sprechen vor Schmerz und alle Bauch und Rückenmuskeln krampfen. Jemand holt Rescuetropfen (Bachblüten) hervor, egal, jetzt glaube ich alles, und schaden werden sie nicht. Ines nimmt meine Kamera, die anderen helfen mir auf den weichen Schlauchbootrand und dann dabei, langsam hinterzurutschen. Agonie. Als ich beim Führerstand ankomme, möchte der Skipper weiterfahren. Ich kann zwar weder im Sitzen noch im Stehen auch nur annähernd harte Auf- Abbewegungen vertragen, aber wir müssen ja weiter. Also stütze ich mein Oberkörpergewicht irgendwo in wechselnden Positionen ab, mir ist schlecht vor Schmerz, im Stehen zittern mir die Knie; der Skipper raucht, das hilft mir komischerweise beim Luftholen.

Irgendwann kommen wir endlich am Hafen an. Ines hat schon alle meine Sachen gepackt und trägt unser ganzes Zeug an Land. Die (gestrigen) Schweizer kümmern sich rührend, helfen mir aussteigen und zur Basis rüberwackeln, mich hinzulegen (ah warmer Stein) und vor der Sonne zu schützen, und massieren mich mit Arnikaöl, während Ines 2x zur Pension läuft und meinen Geldbeutel und Anziehsachen holt. Dann fährt mich Eduardo, unser Abholfahrer, mit Ines und Christa zum Krankenhaus. Nach ewiger Anmeldung bekomme ich erst eine Spritze (Muskelrelaxans) und werde dann geröntgt. Die uralte Maschine will nur im Stehen. Also, gebrochen ist nix (auf dem DinA5 großen Bild der gesamten Wirbelsäule), ansonsten abwarten und Schmerz lindern. Warjaklar. dafür kostet der Spaß auch nur € 25,90.

Eduardo bringt uns zurück zur Pension, wo ich mich hinlege (himmlisch weiches Bett) - und Ines geht einkaufen, kocht (Nudeln mit Soße, zum Nachtisch Joghurt, njam!), und spült nach dem Essen auch noch alles alleine ab (sitzen schmerzt!). Ein dickes DANKESCHÖN dem selbständigen Mädel!!!

Jetzt, um halb sieben, liegen wir auf dem Bett und schreiben Postkarten. Briefmarken brauchen wir noch! Und die Schmerzmittel von der Apotheke. Und Taschentücher für Ines' Schnupfen. Aber die nächsten Tage haben wir ja Zeit. Das Wetter soll schlecht werden, mit so hohen Wellen, dass nicht mehr Boot gefahren werden kann. Uns recht. Mich bringt sowieso so schnell nix mehr auf so ein TÜV-ungeprüftes Volksfest-Fahrzeug.

Mittwoch 8.8.

Wir haben den Tag vergammelt. Am späten Morgen, nach schmerzhaftem Aufstehen, Bürokratie gemacht (Krankmeldung; Krankheitsbescheinigung für Arbeit und ADAC-RRV bei Pico Sport beauftragt), Apotheke heimgesucht und neben den verschriebenen Schmerzmitteln auch was gegen Ines' Schnupfen/Hals/Kopf/Ohrenweh besorgt (war gar nicht so einfach, auf portugiesisch, aber antibakteriell heißt bei ihnen auch so; am Ende waren es Grippocaps und Halsspray), Briefmarken gekauft und Post abgeschickt, Physiotherapie für den Nachmittag organisiert, wieder hingelegt.

Nach ursprünglich 10 Minuten (geplant) gings dann 1/2h später weiter zum Einkaufen. Unterwegs sind wir dann in einem kleinen Laden versumpft wos alles mögliche unnütze Zeug gab. Danach mit pinken Flipflops mit 2 cm Absatz weiter einkaufen. Erst zum Supermarkt und Futter kaufen, dann weiter zum Krankenhaus wo gegenüber die Physiotherapie ist.

Auf einer Mauer hockend futtern wir dann den Kuchen <3. Cordula einen Schokikuchen, ich einen Apfikuchen. Fertig mit dem Kuchen gibts Keksis. Feine, feine Schokokeksis. Nach dem erfolgreichen Verspeisen eines Riesenkekses folgt ein kleiner Spaziergang um den Block. Am Straßenrand wachsen wunderschöne Blumen aber die Fotos hat Cordula leider auf der Kamera und kann sie deshalb nicht mitschicken.

Während Cordula dann bei der Therapie ist; vergammel ich im Wartezimmer und mache Skype unsicher. Danach gibts ein lecker Riesensofteis à la Dänemark und letzte Souvenireinkäufe. Weibernachmittag halt. Wieder in der Pension erstmal Wäsche waschen. Im Bad hat wieder einer Überschwemmung gemacht aber keiner gibts zu. Wir waren es aber nicht, wischen dafür aber auf. Jetzt versucht Cordula grade, den Zettel auf den sie geschrieben hat, wer auch immer das war soll aufwischen, ohne Tesa an die Badtür zu bekommen. (Hab ihn in den Spiegel geklemmt und das Shampoo vom Missetäter mittels zweier aufgebogener Papierklammern drübergestellt ]:} .)

Zum Abendessen gibts ganz lecker Futter aus Rührei mit portugiesischem Omelettgewürz, Restnudeln, Mais und Dosenchampignons, und Geschichten erzählen. Nach dem Abspülen haben wir die Wäsche aufgehängt, wobei Cordula erfolgreich eine Klammer von der Terrasse geworfen hat. Jetzt geht sie auf Schatzsuche um die ganzen Klammern zu finden. Beute: 3 Klammern, ein Teppich und ein Handtuch. Unsere drei Mitbewohner sind wieder da und trinken lautstark Wein. Die machen morgen Inselrundfahrt, aber wir passen nicht mehr in ihren Opel Corsa. Pff. Dann leisten wir uns halt ein Taxi und fahren alle Geocaches der Insel ab. Oder sowas.

Donnerstag 9.8.

Heute morgen schon wieder um halb acht wach. In geistiger Umnachtung kille ich meinen Wecker damit er nicht klingelt. Nach Batterieentnahme stellt sich mein kleiner fiepender Freund jedoch nicht mehr. So n Müll. Cordula ist auch schon wach und hat auch wieder Rückenschmerzen. Auch ich fange gleich an, Nase zu putzen. Gleich in der früh schon das volle Programm! Cordula geht Zähne putzen, während ich mich umziehe. Im Bad ist es schon wieder nass. Anscheinend leckt das Waschbecken. Och je noch mehr Mist. Der Holländer sagt uns, das sei passiert während er Zähne geputzt hat. Cordula und ich hocken grad am Frühstückstisch als die Klempner die Treppe hochkommen. Sie richten das Bad und Cordula und ich haben beim Frühstück ends viel zu lachen. Vor allem dann, als ich den Rest meiner Schoki mit dem Messer rasple, weil ich Bock auf Kakao hab. Dann habe ich zwei große Tassen :D

Nach dem erfolgreichen Abspülen gehts weiter zur Apotheke und zur Touristeninfo, um nach den Höhlentouren zu fragen. Aber die finden nur im Winter statt; im Sommer soll man selbst hingehen. Die höhlen sind aber 11 km weit weg und es fahren keine Busse. Muss man Taxi nehmen. Menno. Bei uns um die Ecke ist ein kleiner Shop mit v.a. Klamotten, wo wir dann für ne ganze Weile versumpfen. Fertig mit Shoppen gehts erstmal heim und das Zeug abladen und waschen, dann weiter zu Pico Sport wegen Cordulas Krankheitsbescheinigung, die aber noch nicht da ist. Grrmpf. also wieder nach Hause, die Wäsche aufhängen und Schuhe wechseln.

Wir nehmen uns ein Taxi um eine Inselrundfahrt zu machen. Eigentlich wollten wir die kleine Tour, aber der Fahrer des 20 Jahre alten Mercedes behauptet im Nachhinein, die Straße wäre zu schlecht. Also zahlen wir 80€, obwohl wir die Hälfte gar ned wollten. Cordula macht unterwegs aber trotzdem sehr viele Fotos und wir halten auch öfters, um auszusteigen. Nur leider erfrier ich draußen trotz Jacke und bleib im Auto. Doofer Wind.

Daheim hauen wir uns erstmal ins Bett. Cordula schläft, ich skype. Irgendwann geht Cordula dann einkaufen, wo sie auch lange bleibt. Grad als ich ihr entgegen gehen will, steht sie vor der Tür. Auch gut.

Zum Abendessen gibts Jus d'Orange und echt portugiesische Keksis. Cordula geht dann duschen während ich die Gläser dusche. Jetzt gehts dann ab in die Heia und ihr geht jetzt auch mal flott pennen wenn ihr noch on seid! es ist schon halb 12 bei euch! Gutes Nächtelchen, hab euch lieb.

Schmerztagebuch: 7:30 AAAUUU, 9:30 AAUu, 10:30 AU, 11:30 AAUU,13:00 au, 14:30 aU,15:30 AU, 16:30 AaUu,19:00 AAAuuu, 20:30 Aauu bei 1x morgens 90 mg Etoricoxib und 3x über den Tag verteilt 500 mg Paracetamol und Muskelrelaxans x____x

Freitag 10.8.

7 Uhr. Aua? Nein? Dann einfach nicht bewegen.
8 Uhr. Die Blase drückt. Ignorieren, im Gang rumoren die Männer.
8:30 Nachdenken über die Vertikale.
8:45 Beine anziehen. Geht gut.
8:50 Zur Seite drehen. Aauuu.
8:51 Oberkörper anheben. AAAUUU!!
8:52 Am Bettrand sitzen und um Atem ringen. Wo sind meine Tabletten? Warum sind meine Arme so kurz?

9:30 Frühstück

10:30 Keine Papiere bei Pico Sport bekommen oO. Dafür Auskunft, dass wir morgen um 10 da sein sollen. Unser Gepäck holen wir dann mit Eduardo aus der Pension.

Beim Tourist Info nach Taxi mit Normaltarif zu den Lavahöhlen gefragt. Die Dame meinte, wir sollen für die 12-Uhr-Führung um halb zwölf wiederkommen. Also noch ne 3/4 Stunde an die Badeplattform am Hafen gesetzt, wo ein frecher Atlantik die Treppen hinaufspritzt. Das Wasser ist soo schön, möchte nochmal rein ;(

Um kurz vor halb zwölf an unserem gestrigen Taxifahrer vorbeigegangen und mit einem anderen die 11 km zur Gruta das Torras gefahren. Tolles Visitor Center, alles ganz modern. Die Höhlen werden aber auch erst seit 20 Jahren erforscht. Führung mit Helm und (schwacher) Taschenlampe über aa lava (sprich a-a; hawaiianisch für au-au) und andere glattere Sorten, vorbei an Lava- Stalaktiten und einem -miten in die totale Finsternis, wo wir uns die Geschichte anhören dürfen von dem Mann, der alleine unterwegs war und dessen Batterien leer wurden. Er bekam Panik und hat heute noch Angst vor Dunkelheit. Mit dem Earthcache haben wir etwas Probleme, da die Führung sich nicht an die Fragen hält. Als wir zum Einsturzloch wieder rauskommen, ist die Welt extra goldgrün. Schön!

Frechheit siegt, wir finden zwei Franzosen, die uns nach Madalena mitnehmen Dann haben wir erstmal Hunger und verarbeiten vier unserer Eier zusammen mit Milch und Brot (und Marmelade) zu armen Rittern. Der Holländer (der eigentlich Belgier ist) und die Putzmädels finden den Geruch auch ganz toll. Ines lässt die Mädels probieren, weil sie nicht mehr kann. Nebenbei kochen die letzten beiden Eier. Die kommen morgen als Brotzeit mit. Danach gibts eine Runde abspülen und rückenschonend hinlegen.

Nach gut 1 h dösen und skypen machen wir uns nochmal auf, mit Badezeug. zuerst zu Pico Sport, wo wir von der Sekretärin die Nachricht bekommen, wegen der Krankheitsbescheinigung müsse ich selbst ins Krankenhaus kommen. Freitag abend um 6. §*&#%₩! Morgen werde ich mit dem Chef schimpfen. Jetzt bringts eh nix; er ist nicht da.

Dann gehts zur Badebucht. Raus aus den Klamotten und rein ins Wasser. Siehe da, die Rückenmuskeln geben trotz Kälte Frieden und die Wirbelsäule freut sich über die Entlastung. In voller Schnorchelmontur drehe ich eine Runde in der Bucht mit reichlich trübem Wasser (hatte heute Vormittag klarer ausgeschaut) und begegne sogar zwei Fische jagenden Harpunenschnorchlern mit Riesenflossen. Irgendwann wird es doch kühl; der Ausstieg über die rutschige Treppe gelingt dank schubsender Wellen einwandfrei. Wir sitzen wir noch bisschen in der Sonne, dann gehen wir heim zum Duschen. Das letzte Mal ...

Zum Abschluss des Tages gehen wir nochmal zum goldenen Anker essen. Packen tun wir morgen früh.

Samstag 11.8.

Nachdem wir gestern abend noch der Familie Miriam, Liv und Kennet beim Essen begegnet sind, wurde es ordentlich spät und wegen vollem Magen auch eine unruhige Nacht. Der Wecker um 7 traf nicht auf Zustimmung. Aber wenigstens scheint um die Zeit das Schmerzmittel noch zu wirken. Der Übergang in die Senkrechte verläuft fast problemlos. Bis zum Frühstück sind die Schmerzen aber wieder da. Um viertel nach neun haben wir alles eingepackt, was nicht geflüchtet ist (und die restlichen Wasserflaschen und Nudeln an das Putzmädel verschenkt). Wir driften zu Pico Sport, wo mir der Chef ein inhaltsloses Schreiben als Bescheinigung seinerseits in die Hand drückt und mir versichert, das Krankenhaus würde ihm auch eine schicken, die er dann an den Reiseveranstalter weiterleiten würde. 1. Wieso nicht an mich, ich brauch den Wisch? 2. Jaja, wers glaubt. Diesmal werde ich richtig ungehalten, aber gegen diesen geölten Aal kann ich nichts ausrichten. Ich verbreite noch etwas schlechte Stimmung im Geschäft, woraufhin sich ausgerechnet Eduardo persönlich beleidigt fühlt oO

Wir gehen zur Pension zurück, wo uns auch um 10 ein deutscher Fahrer mit dem Transporter abholt. Am Flughafen checken wir einsam ein und bekommen sogar Fenster- und Mittenplätze. Dann spazieren wir noch draußen herum, der Pico ist frei und zieht sich nur allmählich eine Kapuze über. Drinnen essen wir noch unsere Brotzeit und nutzen das wlan, bevor die fliegende Langeweile beginnt.

In Terceira müssen wir den Flieger kurz verlassen zum Reinigen und Nachtanken. Es gibt einen warmen Snack, Nudeln mit 1 Garnele. Lissabon ist wieder fad, aber wir kaufen etwas Süßkram, auch als Mitbringsel für Betti&Chris. Nach MUC gibts einen Dreadlockschnupfennachbarn mit enormem Hunger. Er kriegt Ines' Kartoffelbrei.

Um Punkt 11 Uhr nachts stehen wir am Gate.