Schottland
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31.5.83
Abfahrt von München, Liegewagen, Schlaf.
1.6.83
Aufwach Belgien, gefleckte Kühe, Oostende Schiff zuerst warm dann
kalt; Zug nach London warm; grausliches Youth Hostel mit "hot curry" (nicht
"heiß" ...); knisternde Amis in der Nacht, schlechter Schlaf; Dusche
schlecht erreichbar.
2.6.83
Abfahrt nach Inverness (11 Stunden Fahrt). Es regnet in ganz GB. Freundlicher
Schotte nach enttäuschendem Fußballmatch. Lange Fahrt, noch
grauslicheres Hostel (Reservierung verschlampt,10-Bett-Zimmer im Keller,
Toiletten im 4. Stock, kein Lift, dafür Spinne in der Dusche, für
3Pfund50 pP!), angenehmes Essen (Spezial: Halt in Pitlochry mit Fast-Verlust
unseres Fußballfreundes).
3.6.83
Echte
(kratzige) Wollpullover gekauft. Unterkunft bei "Lady" Fraser (für
5 Pfund pP mit Frühstück). Clavasteine, Culloden, Regen, kalt.
McDonald-Abendessen. Cl. fängt an, Whisky zu trinken.
4.6.83
Loch
Ness, Castle Urquhart; erste bescheidene Versuche im Trampen, geht recht
gut. Invermoriston, Co. brüllt vor Ärger: Kamera geht kaputt!
Regen scheiße, Steakhouse entsetzliche Hendl.
5.6.83
Erstmals schönes Wetter, aber Sonntag. Einziger Zug nach Elgin.
Kathedrale, Sonne. Nairn, Meer, Eis, Sonnenbrand, Garten mit Rasen. Zug
nach Hause, schlafen.
6.6.83
Bank, Post, Fotogeschäft. Inverness verlassen in lustigem Zug
durch schöne Landschaft. Kyle of Lochalsh, Fähre Kyleakin ->
Isle of Skye, Bus Portree. Begeisterung, Tourist Office -> Mrs Thomson.
Spaziergang am Meer. Abendessen bei Heilsarmee.
7.6.83
Berg bei Portree bestiegen; schön blaues Meer, Traumlandschaft,
Abstieg durch Moor, Siesta in Privatvilla, am Lealt große Enttäuschung
(kein Wasserfall zu sehen, nur zu hören), Fußmarsch. Arsch Autos
bleiben nicht stehen. Dann endlich doch. Dezentes Essen mit Bier.
8.6.83
Der Name Fiskavaig scheint anziehend und ausserdem gibt's laut Karte
dort etwas zu sehen; also setzen wir uns in den Bus dorthin. 1/2 Stunde
auf Hügel gelaufen, Atlantik im Nebel gesehen, gefroren, zurückgelaufen.
Habe versucht, den Papa telefonisch im Büro zu erwischen, war aber
nur die Reuschelbank dran. Kein Mittagbus gekommen, daher Vorstellung von
langer Wanderung in befahrenere Gegenden. Aber da: Auto nimmt uns mit nach
Portree. Schwatz mit Fahrer über die Lebensgewohnheiten der hiesigen
Kuckucks. Halb zwei in Portree, Essen gehen in Billigrestaurant mit gutem
Kaffee und fettigen Pommes Frites. Nachmittags Schwimmen gegangen. Ca 1
km geschwommen und ausgiebig heiß geduscht. Früh schlafen, wie
immer.
9.6.83
Heute geht's Richtung Norden: mit dem Bus über Uig zum Duntulm
Castle; Ruine, durch die der Wind pfeift. Da Bus die gleiche Route zurückfährt,
beschließen wir, auf unser Glück zu vertrauen und zu hitchhiken.
Vertrauen gerechtfertigt: von 4 Autos nehmen uns 3 mit. Das letzte waren
Australier, die gerade für 3 Monate durch Europa touren. Um 13 Uhr
in Portree, in gleiches Lokal (Cabin Restaurant) und Klebepizza (mit Pommes
...) gegessen. Nachmittags Spaziergang durch Wald und Suche nach Wolljacke
für Claudia. Gegenüber Stammlokal kleiner Strickwarenladen, dort
hübsche naturweiße gemusterte Strickjacke für 35 Pfund
gekauft. Claudia sehr zufrieden. Abends massenweise Karten geschrieben
(ich).
10.6.83
Endlich Frühstück ohne Bacon&Eggs, aber dafür mit
langweiligen Preußen, die aber nur eine Nacht dableiben.
Um halb zehn Haus verlassen, noch etliche Großmütterchen Schmid
Äpfel gekauft und in Bus Richtung Sligachan gesetzt. Im Bus beschlossen,
zu Loch Coruisk zu wandern. Angeblich je drei Stunden hin und zurück.
Finden Weg sehr schön, in besonders karger Landschaft, keine Bäume
oder Sträucher mehr, nur noch trockene Heide, steinig-moorig-nasser
Pfad und Gegensturm. Den Tümpeln durch Steinebalancieren ausgewichen
(erste internationale Meisterschaften im von-Stein-zu-Stein-Springen gewonnen!),
bis einmal keine Steine mehr da. Ab dann nasse Füße. Nach 2
3/4 Stunden am Fuße eines Berges mit Blick auf Loch, aber nicht Coruisk.
Auf Berg hinaufgerannt, oben Windschatten gesucht, keinen gefunden und
klamme Finger gekriegt. Möven mit Digestives gefüttert. Spritzendes
Miniloch. Beim Abstieg fängt es zu regnen an, Regenmäntel angezogen.
Tümpel werden immer größer, Füße immer nasser
und mooriger, da Tretsteine immer glitschiger. Da Sturm inzwischen von
hinten, Hosen immer nasser. Nässe und Kälte kriechen hinauf.
Auf der Hälfte des Weges will ich Abkürzer machen und versinke
dabei bis über die Knie im Moor. Claudia geht deshalb (nach überstandenem
Lachkrampf) lieber den markierten Umweg, und ich friere an Ort und Stelle
total verschlammt ein. In nächsten Bach gestellt und Hose und Füße
ausgewaschen. Gar nicht kalt gefühlt. Dann sehr schnell gegangen.
Nach 2 1/2 Stunden in Sligachan Hotel angekommen; dort die Handtücher
bei den "Ladies" ruiniert; aber wir nicht viel trockener. Dann Tee getrunken
und angefangen zu frieren trotz Raumwärme. Um halb sechs Bus nach
Portree, rauf zu Mrs Thomson, heiße Dusche, trockene Sachen und nochmal
Tee. Jetzt geht's uns gut - soll doch der Regen da draußen weiter
vor sich hinstürmen.
11.6.83
Heute ich Geburtstag, daher Zuckergeburtstagskuchen.
Fahrt mit 1 Stunde verspätetem Bus nach Dunvegan; Fahrer sagt,
er fährt eine Stunde nach Ankunft wieder ab; ist uns zu wenig Zeit.
Dunvegan Castle nicht angeschaut (Preis!), Dias gekauft, im Garten gelaufen,
Straße weitergelaufen, von halbwegs windstillem Plätzchen in
die Gegend geschaut und Großmütterchen gegessen. Nach Anfangsschwierigkeiten
nach Hause getrampt. Nachmittag verpennt bzw. verlesen. Abends teuer, gut
und viel Essen gegangen. Beschlossen, weitere Woche da zu bleiben. Ganz
schönes, stürmisches Wetter, tolle Abendstimmung. Claudia gibt
vor, den "Herrn der Ringe" (auf englisch) jetzt ernsthaft lesen zu wollen.
Es ist bis nach elf abends noch hell.
12.6.83
Heute im Bett gelegen und gelesen. Habe jetzt kein Buch mehr und muss
morgen Nachschub kaufen. Claudia ist jetzt (19:15) auf Seite 266 im HdR.
Bravo! Andere Gäste da, aus Edinburgh, langweilig.
13.6.83
Heute
wieder stürmisches Regenwetter mit trockenen Abschnitten. Sind mit
der Fähre nach Raasay gefahren (eine Insel vor einer Insel vor einer
Insel). Dort etliche Kilometer Straße, Dorf, Hochmoor pur und Wald
gelaufen.Vor Mücken in Claudias Rauchwolke versteckt. Besonders schön:
"Home Loch" hinter Inverarish. Massenweise blühende Lhila(Rhodo)dendrons.
Stürmische Fährenfahrt zurück durch tiefgrünes, sauberes
Wasser. Nach Hause gehitchhiked. Essen gegangen und jetzt sehr zufrieden,
mit den Schuhen auf der Heizung zum Trocknen. (Lord of the Rings: S. 400,
20:00)
14.6.83
Heute das Wetter das Gegenteil von gestern: Wind aus der entgegengesetzten
Richtung, mehr Sonne als Regen. Wir sind um 20 nach 12, als unser Bus nicht
kam, nach Broadford gehitchhiked (mit Hund auf Bauch) und sind von da aus
auf der Straße nach Elgol bis hinter Torrin gewandert. Schöne
An- und Aussichten und Sonnenbrand. Zurück ein Stück gelaufen,
dann von einem nicht sehr gesprächigem Einheimischen mitgenommen worden.
In Broadford Kaffee getrunken, mit Bus nach Hause, Essen gegangen. Claudia
hat sich ein neues Buch über die Highland Clearances gekauft, und
ich lese jetzt den Herrn der Ringe weiter.
PS: Gestern abend hat der Markus angerufen, dieser Verrückte.
Dabei hab' ich doch schon geschlafen. Er hat eigentlich nur erzählt,
daß es jetzt in Augsburg auch schlechtes Wetter hat.
15.6.83
Heute herrliches Wetter, aber ich sehr wehe Füße. Daher Beschluß,
uns zu trennen: Claudia läuft von Sligachan nach Glen Brittle, und
ich leihe mir ein Fahrrad und radle dorthin.Schöne Strecke, viel auf
und ab (habe aber aus Eigensinn nur einmal geschoben, sonst immer getreten).
Um halb eins bei herrlichstem Sonnenschein an Einmündung von Wanderweg
auf Straße angekommen, dort mittaggemahlt und auf Claudia gewartet.
Ist aber nicht gekommen. Um viertel vor zwei abgefahren, um vier Uhr wiemlich
erschöpft in Portree angekommen, Rad zurückgegeben, froh gewesen,
daß ich mit dem Trumm nicht so oft fahren muß. Nach Hause gegangen
- keine Claudia da. Diese zwischen halb sechs und sechs erschienen, ebenfalls
sichtlich erschöpft und leicht wütend: sie hatte sich aus Mangel
an anständiger Karte, die ich gegeiert hatte, zweimal verirrt, und
war vollkommen versumpft. Sie dann gebadet und Schuhe gewaschen. Abends
noch Essen gegangen, in kleines "Beisel" am Hafen. Schönes Abendwetter
bewundert. Ich früh schlafen, Claudia liest bis nachts um halb eins
(??).
16.6.83
Heute Mistwetter. Vormittags Einkaufen, mittags losgezogen, über Braes
nach Sligachan zu wandern. Nach kaum 4 km von freundlichem Mann einfach
so mitgenommen worden. Er setzt uns ab, wir gehen noch 1 km im Regen (->
reichlich nass), dann Straße zu Ende.Weg nach Sligachan sehr moorig.
Diesmal Claudia Nase voll von Moor, daher Drehung um 180 Grad. Auf Rückweg
von Videoteam mitgenommen worden, wo schon zu viert im Auto saß.
Nur noch etwas einkaufen, dann Bett und lesen.
17.6.83
Piefke (Deutsche Arroganzlinge) hauen ab. Endlich keine Kloblockade
mehr. Dann ab Richtung Armadale. Schulbauinspektor mit (anscheinend leicht
behinderter) Tochter nimmt uns gerne dorthin mit, wohin wir wollen. Viele
Rhododendron und schön. Claudia kauft gälischen Whisky, ich ein
Cornetto (Vanille, bäh). Heute gutes Wetter - kein Regen.
18.6.83
Es geht bei herrlichem Wetter wie geschmiert bis Elgol: flotter Capri,
dann luftiger Jeep. Schöne Wanderung entlang der Lochs, einsamer Ire,
Badeversuch im Loch (Claudia, aber dann doch zu feig). Langes Fußbad,
um andere Germanen zu ärgern, neuerliches Fußbad mit schöner
Aussicht in Sligachan, dann nimmt uns ältliche Lady mit nach Portree
(fährt wackelig). Sonnenbrand!
19.6.83
Noch
besoffener Brite bis Sligachan, dann Richtung Glen Brittle, viel Siesta,
auf Rückweg mit erfrischendem Schwumm: Gumpenrausch am Wasserfallbach.
Sonne scheint schon wieder von links. Tee in Sligachan mit Lachkrämpfen
über gealterten Thomas. Prompter Lift nach Portree, dann frustrierende
Lokalsuche und aktionsreiches Rucksackeinpacken.
20.6.83
9:30 Portree - Broadford - Armadale. 11:30 Fähre nach Mallaig
(häßliche Hafenstadt); dort 4 Stunden dahingebracht (Gespenstergeschichten
in Buchladen), dann Dampflokzug durch nette Landschaft nach Fort Williams.
Über Nacht äußerst komfortabler Sleeper nach London. Viel
geredet, Claudia viel Whisky.
21.6.83
Aufwach halb vier irgendwo: Sonnenaufgang. 8:00 London: Ras, hetz,
frag, zahl (zuviel?) -> 8:44 Zug nach Dover, Jetfoil (Hovercraft oder nicht?).
13:15 Ostende - und da sitze ich nun ganz alleine (Claudia ist zu einem
Kongress nach Amsterdam entschwunden) mit meinem unbequemen schweren Rucksack,
und warte auf den Zug um 21:03. Belgische Schokolade (lecker!) aus dem
Automaten. Netter Australier im Zug, aber dann abgeschreckt durch fürchterliche
junge Westdeutsche (predigende Rotgrüne), die mich (hihi) für
eine Österreicherin halten (ts, was doch drei Wochen mit Kusinchen
zustande bringen). Sind erst um viertel nach eins (nachts!) in ihr Abteil
gegangen.
22.6.83
Zug durch Schwarz(?)wald - sehr schön. Dann Bayern. Vermisse Rhododendrons.